Dienstag, 8. Oktober 2013

[Rezension] Seide - Alessandro Baricco


Hanser Verlag





Verlag: Hanser (2011)
Preis: 10,00€
Gebundenes Buch
Seiten: 126
ISBN: 978-3-446-23064-4








Inhalt

Das Dorf, in dem Hervé Joncour und seine Frau Hélène leben, hat sich auf die Seidenherstellung spezialisiert und ist von Seidenraupen abhängig. Als die europäischen und nahöstlichen Raupen jedoch von einer mysteriösen Krankheit befallen werden, macht sich Hervé 1861 auf den mehrere Monate andauernden Weg nach Japan, wo die Seidenraupen noch nicht von der Krankheit befallen sind.
In Japan angekommen, trifft er auf eine Frau, mit der er nie redet, sie aber dennoch nicht vergessen kann. Die nächsten Reisen verstärken seine Sehnsucht, doch dann bricht der Krieg in Japan aus, sein Herz bleibt sehnsüchtig und das Überleben der Raupen ist ebenfalls in Gefahr.


Eindrücke

Mit seinen 126 Seiten ist das Buch unheimlich kurz und schnell durchzulesen. Gleichzeitig hat es Baricco geschafft sehr viel Gefühl in die Geschichte zu legen, sodass sie einen kaum loslässt. Obwohl sich die Geschichte über Jahre hinzieht, hatte ich am Ende das Gefühl nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben Joncours zu erhalten. Man erfährt nicht allzu sehr über ihn, der Schwerpunkt liegt auf seinem Verhältnis zu Japan und dieser Frau. Auch wenn alle Charaktere eher im Hntergrund bleiben, sind sie doch unterschiedlich und implizit ausdifferenziert, was ich sehr faszinierend fand. Baricco hat zwar nur wenige Informationen gegeben, doch hat er sie so positioniert, dass ich das Gefühl hatte, die Personen zu kennen. 

Der Schreibstil Bariccos hat mir sehr gefallen. Er war einerseits nüchern, andererseits fesselnd. Ich fand es toll, wie er es mit wenigen Worten geschafft hat, eine derartige Spannung aufzubauen. 
Manchmal jedoch ist der Schreibstil doch zu reserviert und zurückhaltend für die beschriebenen Ereignisse, was ich sehr schade finde. Einige Male hätte Baricco etwas mehr auf die Handlung eingehen und noch blumiger werden können.

Das Buch zeigt die Sehnsucht, das unerreichbare Glück und das Zurechtkommen ohne zu wissen, wie es gewesen wäre, wenn es sich anders entwickelt hätte. Ich glaube, der Kern der Geschichte ist sehr realitätsnah und ist ein täglicher Begleiter des Menschen. Es hat mich sehr beeindruckt, wie Baricco diese Ereignisse, über die man selbst nicht oft nachdenkt, darstellt und zu Sprache bringt.

Die Ausgabe an sich ist schon das Besitzen wert. Ich glaube, es ist eine Art Sonderausgabe, die so gestaltet ist, dass wenn man mit der Hand über das Cover fährt, man das Gefühl hat, das Buch sei mit Seide bespannt. Das ist ein wirklich tolles Erlebnis, vor allem, weil man sich der Geschichte viel näher fühlt. Das hört sich jetzt ein bisschen komisch an, aber ich hatte wirklich das Gefühl, die Strapazen und die Herausforderungen einer Reise nach Japan nur für Seidenraupen nachvollziehen zu können.


Fazit

Baricco ist wirklich ein sehr emotionales Werk gelungen, das ich nur weiterempfehlen kann. An einigen Stellen hätte er sich von seinem zurückhaltenden Schreibstil befreien können, um noch mehr Gefühl hinein zu bringen, aber schlussendlich bleibt es ein Buch, das man immer mal wieder durchlesen kann, vor allem wegen seiner Kürze.




Bia bald,

Eure Anne

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