Dienstag, 6. August 2013

[Was haltet ihr eigentlich von...] Widerstand?



Hallo Bücherbegeisterte!


Als ich vorhin meine Rezension zu Die Bücherdiebin von Markus Zusack geschrieben habe, habe ich ein bisschen über die Themen, insbesondere eines, nachgedacht, die in dem Buch behandelt werden.

In dem Buch wird beschrieben, wie eine Reihe von Juden durch die Straßen des Dorfes läuft um verspottet und erniedrigt zu werden. Allein schon dieses Bild finde ich unglaublich schrecklich! Es ist, als würde man selbst du die Straßen gescheucht und man würde angestarrt, als wäre man der letzte Abschaum auf Erden, obwohl man sein ganzes Leben fromm, unauffällig und immer nett zu allen war. 

Wenn man an die Nazi-Zeit denkt, dann scheint es, als hätte jeder Hitlers Gedanken und Philosophie geteilt und alle wären dieser Rassen-Theorie verfallen. Dennoch war es aber nicht. Es gibt auch Meinungen die sagen, dass die meisten gegen Hitlers Hirngespinste waren, sich aber dennoch in das autoritäre System eingefügt haben.

Die Geschwister Scholl zum Beispiel sind der Beweis, dass sich Menschen auch aktiv gegen die Handlungen Hitlers gewehrt haben, genauso wie all diejenige, die Juden, Sinti, Roma und alle Verfolgten in ihrem Keller versteckten und sich dabei selbst in Gefahr gebracht haben.
An dieser Stelle sollten wir uns fragen, wie wir uns verhalten hätten. Wären wir den leichten Weg gegangen und hätten uns angepasst oder hätten wir Widerstand geleistet? Es erfordert unglaublichen Mut sich gegen ein ganzes Regime zu stellen und es ist einfacher, weg zu sehen als sich für eine Sache einzusetzen. Auch die Angst, die einen durchgehend verfolgt, egal, ob man nun jemanden versteckt hält oder nicht, diktiert schon fast das Handeln. Für viele Menschen hat sich, als Hitler an die Macht kam, vieles zum Besseren geändert: plötzlich hatten die sieben Kinder, die sich alle ein Zimmer geteilt hatten, die Möglichkeit die Türe zu schließen und für sich selbst zu sein, Privatsphäre zu genießen, wie mir einige meiner Freunde im Bekanntenkreis erzählt haben. Ich möchte diese Menschen an dieser Stelle in keinster Weise verteidigen! Aber ich finde es einfach wichtig, dass man auch die andere Seite wenigstens sieht... man muss es ja nicht gut heißen!

Widerstand zu leisten bleibt immer ein schwerwiegender Entschluss, dessen Folgen man nur schwer oder gar nicht entrinnen kann! Ich bewundere wirklich all jene, die sich wirklich für eine Sache mit Überzeugung opfern und nicht, weil es gerade für ihre Karriere am besten ist, diese Handlung auszuüben oder jene Aussage zu machen. Es kommt, denke ich, nämlich auch oft vor, dass man so tut als würde man Widerstand leisten, weil es einem gerade am besten passt und man sich davon am meisten Vorteile verspricht! Den ehrlichen Widerstand findet man meiner Meinung nach, nur noch in Situationen, die unsere Generation eigentlich nicht kennt. Wenn alles derart furchtbar ist, dass man sich gegenseitig hilft. 
Das wiederum erscheint mir auch ein sehr trauriger Aspekt zu sein! Warum sind wir so träge und gleichzeitig so überempfindlich, wenn es uns gut geht, dass wir das wirklich Wichtige im Leben, die Aufrichtigkeit zum Beispiel, einfach vergessen?

Markus Zusack hat dieses Thema in Die Bücherdiebin sehr diskret und gleichzeitig sehr offen behandelt, was ich sehr faszinierend fand! Die eigene Behandlung des Themas erfolgt schleichend und plötzlich ertappt man sich, wie man über derartig schwierige Dinge nachdenkt. Ich mag es, wenn Bücher einen zum Nachdenken anregen!  Was ist mit euch?

Habt ihr eine andere Meinung was das angeht? Wie haltet ihr von Widerstand?


Ich möchte diese kleine Rubrik auf meinem Blog einführen, in der ich ein paar mehr oder minder philosophische Gedanken von mir mit euch teile, die mir während der Lektüre eines Buches gekommen sind. 
Über eure Kommentare, Meinungen und Gedanken freue ich mich sehr und lade euch ein mir was zu schreiben!
Es ist, glaube ich, kaum nötig zu erwähnen, dass ich mich ausdrücklich von Hitler, seinen Handlungen und Theorien und heutigen Vertretern distanziere und in diesem Post niemanden beleidigen oder politisch inkorrekt behandeln möchte! 


Bis bald,

Eure Anne


4 Kommentare:

  1. Ein interessanter Post :) Ich mag ja solche Diskussionsrunden sehr gerne :D

    Wobei du hier natürlich grade ein sehr schwieriges Thema angesprochen hast - grade auch, was die Weltpolitik betrifft (zum Beispiel wenn man sich Agypten, oder auch immernoch Afghanistan anschaut, ist das ein sehr präsentes und vor allem brisantes Thema). Widerstand gegen Unterdrückung ist immer wichtig - auch, wenn er oft nur von Einzelnen ausgeübt werden kann. Denn wo Unterdrückung herrscht, sind - naja, halt dem Wort enstrepchend - große Repressalien zu erwarten, sollte jemand quer schießen. Es ist aber auch immer eine Frage der Motivation: folgt man selbst einer Idee, die ähnlich diktatorisch aufgebaut ist und sich deshalb nicht mit dem herrschenden System vereinbaren lässt? Oder hat man übergeordnete, ethische Grundvorstellungen (zumeist dem westlichen Gedankengut entsprechend) und möchte allgemein gegen Ungerechtigkeit ankämpfen? Das sind wichtige Fragen, die man aus der Gegenwart heraus nicht klar beantworten kann. ...abgesehen von den Pappnasen, die sowieso immer grundsätzlich "Anti" sind, weil alles andere zu Mainstream ist. Aber das ist eine andere Geschichte^^

    Um beim Nationalsozialismus zu bleiben: rückblickend sind die Widerständler als Helden klassifiziert worden und haben wichtige Arbeit zur Bekämpfung der Diktatur gemacht. Und dass, obwohl die nicht direkt von den schlimmsten Folgen betroffen gewesen wären. Dafür haben sie jeden Respekt verdient. Aber so viel Mut, Selbstlosigkeit und Glauben an die eigene Sache haben nur wenige Menschen. Wenn die Angst vor Verfolgung so präsent ist, wie sie damals war, ist es kein Wunder, dass alles so eskalieren konnte (womit ich jetzt nichts rechtfertigen will - es ist keine Entschuldigung, aber eine Erklärung).

    Glücklicherweise müssen wir uns damit nicht in der Form auseinandersetzen. Wir sind zuständig für die Prävention und momentan funktioniert das eigentlich ganz gut. Ein paar Idioten wird es immer geben, aber ich denke, die breite Masse ist doch gut aufgestellt, sodass sich ähnliches erstmal nicht wiederholen kann. Ich finde auch nicht, dass sich hier irgendeine Trägheit oder so breitgemacht hat. Warum soll man sich mit sowas belasten, wenn es einfach nicht akut ist (und ich spreche hier jetzt nicht von Zivilcourage bei Messerstecherein oder so, sondern von politischen Systemen)? Wichtig ist, sich bewusst zu machen, bis wohin die Freiheit aller nicht eingeschränkt werden darf und darauf zu achten, dass diese Grenze auch eingehalten wird.

    Und jetzt hör ich auf zu labern, sonst sprenge ich die Kommentarbox xD Nur eins nich: Ich liebe "Die Bücherdiebin" ja sooo sehr :D

    Liebe Grüße
    MelMel

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    1. Hallo liebe MelMel,

      danke für deinen langen Beitrag! :)
      Du hast recht, dass Menschen, die Widerstand leisten, oft eine entgegengesetzte Meinung vertreten, die in ihrer Ausübung genauso diktatorisch ist! Das finde ich total schade, weil man dann im Endeffekt nichts geändert hat (das ist ja eben in Ägypten passiert und jetzt gehts da unten wieder drunter und drüber!)

      Ich glaube auch, dass es vor allem Angst ist, die die Menschen davon abhält gegen diese Repressalien einzutreten oder aber, dass sie von diesen Unterdrückungen nicht betroffen sind und somit sich in den Strukturen jener Gesellschaft gut fühlen und es ihnen gut geht.

      Ich glaube theoretisch ist es immer noch möglich, dass so eine Person mit diktatorischen Ansichten an die Macht kommt und alles aus den Fugen bringt, aber es ist schon schwerer geworden und mittlerweile sind wir ja auch schon fast übersensibilisiert, was dieses Thema angeht, wenn wir schon bei so Kleinigkeiten an die Decke gehen und daraus ein Mega-Medienrummel wird, den eigentlich niemand braucht! :D

      Aber in Italien zum Beispiel hatte Berlusconi auch derart viel Macht, dass er das Land schon fast diktiert hat und die Leute haben ihn immer noch geliebt... vielleicht verändert sich auch die Ausübung der Diktatur, wird subtiler, sodass wir diese Art der Autoritätenausübung noch gar nicht sehen...

      Liebe Grüße,
      Anne

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  2. Hallo Anne,

    ich finde, dass Gudrun Pausewang in dem Buch "Der Schlund" ziemlich anschaulich beschreibt, wie aus einer doch so gut aufgestellten heutigen Gesellschaft doch wieder eine Diktatur wachsen kann. Ich finde das Buch sehr wichtig, einfach aus pädagogischen Gesichtspunkten. Denn gerade was den Nationalsozialismus betrifft, gibt es doch noch, trotz der deutschen Vergangenheit, viele blinde Flecken. Oder wer hätte sich vorstellen können, dass es soetwas wie den NSU geben würde? Auch wenn es sich nur um eine kleine Gruppe handelt, die Idee, die dahinter steckt, ist virulent, wie eh und je. Das zeigen z.B. Studien über den autoritären Charakter oder sehr spannend, die Umfragen von Decker und Brähler aus dem Jahr 2006(link zur pdf: http://library.fes.de/pdf-files/do/04088a.pdf ). Die beiden Forscher machen unterschiedliche Faktoren aus, die zu einer rechtsextremen Einstellung führen. Z.B. eine gewalttätige Erziehung (besonders durch den Vater), Angst vor Fremden, fehlender Selbstwert und damit verbundene Depressionen. Gleichzeitig weisen sie daraufhin, dass jedes politische Klima, in dem es einen Sündebock gibt, der an allen negativ Entwicklungen schuld ist, rechtsextreme Meinungen begünstigt. Also fehlende Empathie gegenüber Asylant_innen oder HartzIV-Empfänger_innen oder Arbeitslosen, bei gleichzeitiger Schuldzuweisung á la "Der hat es eben auch verdient, der war eben faul..." etc. fördert im Endeffekt eine Hackordnung gegen Schwache, die deshalb Rechtsextreme begünstigt. Genau so, wie eine autoritäre Erziehung, in der nicht der Eindruck vermittelt wird, man könne auf demokratischem Wege etwas ändern. Das sind aber sicherlich auch Punkte, an denen auch jeder einzelne ansetzen kann, um etwas zu ändern.
    Ich glaube, dass es immer Menschen geben wird, die demokratische Ideale vertreten und die sich, wenn auch nur im Kleinen, gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr setzen. Auch wenn es im historischen Nationalsozialismus viel zu wenige waren.

    Ich glaube, die Frage danach, wie wir uns damals verhalten hätten, ist einfach nicht zu beantworten. Wie denn auch. Unsere Erziehung ist ganz anders gewesen, wir waren nicht in irgendwelchen Jugendgruppen, die von kleinauf auf den Nationalsozialismus hin sozialisiert wurden. Das soll keine Entschuldigung sein! Es haben wahrscheinlich einfach zu viele von der Situation profitiert oder hatten auf einmal einen neuen Lebenssinn, wer würde nicht gerne zur "überlegenen Rasse" gehören, wenn man doch sonst nichts auf die Kette kriegt? Oder sie haben einfach ihre gesamte Empathie abgeschaltet und sich passend eingerichtet. Wer wollte schon genau wissen, was mit den deportierten Nachbarn geschehen ist, wenn auf einmal neuer Wohnraum zur Verfügung stand? Auch meine Oma, die die allerbeste Oma der Welt war, hat zwar mir nur vom "Scheiß-Hitler" erzählt, während mein Papa nur davon berichtete, dass sie bei den Aufmärschen in der ersten Reihe beim Jubeln mit dabei war. Gruselig, so eine Vorstellung. Und auch für mich nicht nachzuvollziehen, dieses man habe nichts gewusst. Weil man nicht wissen wollte, deswegen. Und weil viele eben doch profitiert haben (s. dein Beispiel mit den Zimmern und den sieben Kindern). Oder weil sie Angst hatten, selbst zum Opfer zu werden.

    Nichtsdestottrotz haben wir heute genug Möglichkeiten, gegen Rechtsextreme vorzugehen. Entweder in dem wir auf Demos gehen oder in dem wir, wenn auch nur im kleinen, vielleicht bei einer Diskussion in der Kneipe, diejeningen verteidigen, die am unteren Ende der Hackordnung stehen.

    Ich bin gespannt, wer hier noch schreibt. Eine sehr interesante Rubrik, die du hier aufgemacht hast.

    Liebe Grüße

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    1. Vielen, vielen Dank für deinen Kommentar!
      Ich finde auch, dass wir heute mehr Möglichkeiten haben gegen Rechtsextreme vorzugehen oder zumindest zu versuchen, sie davon zu überzeugen, dass man auch andere Meinungen haben kann und dass ein kultureller Austausch wichtig ist.
      Du hast auch Recht, dass einige vielleicht gar nicht Widerstand leisten wollten, weil sie wahrscheinlich zu große Angst hatten, den Reichtum und den Komfort, den sie jetzt erreicht haben, wieder zu verlieren und ständig wieder ums nackte Überleben kämpfen müssen...
      Ich frage mich manchmal, ob oder inwiefern wir wirklich darüber urteilen dürfen, denn immerhin hat sich die Einstellung der Menschen in Hinblick auf Helfen, Mut aufbringen, etwas für jemand Fremden opfern nicht geändert. Wenn man sich heute umsieht, dann findet man auch nur Menschen, die auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Vielleicht noch mehr als damals...
      Aber dennoch finde ich, dass man versuchen sollte, gerade aufgrund der Erfahrungen, die die Welt und wir Deutschen gemacht haben, den Rassismus und Rechtsextremismus zu bekämpfen, auch wenn es immer eine schwierige und aussichtslose Aufgabe sein wird.

      Ja, ich hoffe auch, dass noch einige ihre Meinung oder einen neuen Punkt hier mit einbringen! Ich finde es total spannend mit euch darüber zu diskutieren! :)

      Liebe Grüße,
      Anne

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