Montag, 3. Juni 2013

[Rezension] Alles, was wir geben mussten - Kazuo Ishiguro


 





Verlag: Blessing (2005)
Preis: 9,99€
Taschenbuch (als Hardcover nicht mehr in Buchläden zu finden)
Seiten: 352
ISBN: 978-3-44273-610-2





 


Inhalt

Kathy, Ruth und Thommy wachsen im selben Internat auf: Hailsham. Der Ort scheint das Paradies auf Erden, denn es hat einen großen Sportplatz, große, helle Räume und eine Rundumbetreuung und dennoch ist alles nicht so, wie es sein sollte. Die Lehrer werden "Aufseher" genannt und den Schülern von Hailsham steht keine wirklich selbstbestimmte Zukunft bevor, denn sie sind dazu bestimmt ihre Organe zu spenden.



Eindrücke

Auf das Buch bin ich durch seine Verfilmung aufmerksam geworden, in der auch Keira Knightley mitspielt. Sofort wusste ich, dass ich es unbedingt lesen muss bevor ich den Film sehe und habe es bei buecher.de booklooker erworben. Von Anfang an war mit klar, dass das Buch bedrückend werden würde, weil es um die Gefühlswelt von Klonen geht, die vom Rest der Gesellschaft eher gemieden werden. Kathy erzählt ihre Erfahrungen im Heim und von ihrer Freundschaft mit Ruth und Tommy. Alles scheint unbeschwert, obwohl die Schüler wissen, dass sie besonders sind.

Die Spender gehen in verschiedenen Phasen ihres Lebens unterschiedlich mit ihrem Status um, so zum Beispiel gibt es eine Zeit, in der es tabu ist, darüber zu reden. In ihrem Leben selbst aber müssen sie sich mit denselben Schwierigkeiten und Fragen auseinander setzen, wie Menschen, die nicht für das Klonen geschaffen wurden. Kathy erzählt von ihrem Erwachsenwerden, ihren Gefühlen, wenn sie das Heim verlassen und in Cottages ziehen und anschließend beschließen die Ausbildung zum Betreuer in Angriff zu nehmen. Der Unterschied zu uns, sage ich jetzt mal, ist, dass wir eine Wahl haben, ob wir studieren oder eine Ausbildung machen wollen, welchen Themen und Professionen wir nachgehen wollen usw. Sie haben diese Entscheidungsfreiheit nicht und das bringt ein Gefühl der Absurdität mit sich.
Immer wieder streift Kathy in ihren Erzählungen zu anderen Geschichten, die schlussendlich aber zusammen hängen. Nach und nach erfährt der Leser von diesen und weiß nur so viel, wie auch die Schüler zu gegebenem Zeitpunkt. Das hat mir einerseits sehr gut gefallen, weil ich mich dadurch unglaublich gut in die Protagonisten einfühlen konnte, andererseits zogen sich die Geschichten und Ereignisse über mehrere Seiten.

Kathy war mir von Anfang an sehr sympathisch. Ich habe schnell gemerkt, dass sie auf eine Art von ihrem Schicksal gebrochen ist, irgendwie sich aber doch weigert das so einfach anzunehmen. Bei Tommy erging es mir genauso und in beide konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Ruth dagegen war mir oft sehr schleierhaft und fast schon unsympathisch. Ich habe zwar gemerkt, dass sie versucht einen bestimmten Platz zu finden, wo sie einfach nur ihre Wünsche erfüllen kann, aber das tat sie auf eine derart befehlshaberische, fast schon diktatorische und  Art, dass ich mich leider nur schwer mit ihr anfreunden konnte. Andererseits aber hat sie als Charakter die Handlung komplettiert und wäre ein Verlust für das Buch gewesen, hätte sie gefehlt.



Fazit

Das Buch hat mir einen sehr guten Einblick in die Psyche von Klonen bzw. Spendern oder überhaupt Menschen, die einzig zweckmäßig und durch künstliche Hand auf der Welt sind, gegeben. Es war eine tolle und interessante Perspektive die Geschehnisse aus ihrer Sicht zu betrachten und dabei zu merken, wie normal und menschlich auch solche Wesen sind. Dabei denkt man auch über ausgegrenzte Gruppen und Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft nach und fragt sich, ob der Umgang mit ihnen nicht auch verbesserungswürdig ist.
Im Allgemeinen fand ich das Buch sehr gut geschrieben und die Geschichte sehr spannend, aber an manchen Stellen leider doch zu gedehnt. 



Bis bald,

Eure Anne

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